L-Tyrosin ist eine Aminosäure, die dein Körper braucht, um wichtige Botenstoffe wie Dopamin herzustellen.
Klingt erstmal trocken? Keine Sorge – das wird spannend!
Denn diese kleine Aminosäure kann im richtigen Moment mehr Fokus bringen als der dritte Kaffee und dafür sorgen, dass dein Gehirn auch in stressigen Situationen nicht in den Urlaubsmodus schaltet. Ob beim Lernen, im Job oder beim Sport – Tyrosin hat das Potenzial, dich klarer, wacher und ausgeglichener durch den Tag zu bringen.
In diesem Artikel schauen wir uns an, was L-Tyrosin genau ist, wie es wirkt, wann du es wirklich brauchen könntest – und ob es vielleicht sogar dein neuer Lieblingshelfer fürs Gehirn wird.
Spoiler: Ganz ohne Nebenwirkungen geht’s nicht. Aber mit dem richtigen Wissen kannst du Tyrosin clever einsetzen.
Am Ende des Artikels wirst du wissen,
- wie L-Tyrosin in deinem Kopf für mehr Leistung sorgt,
- wann es wirklich sinnvoll ist – und wann eher nicht,
- und wie du es optimal dosierst, ohne deiner Psyche ins Lenkrad zu greifen.
Hier kommt ein Überblick, was dich erwartet:
Inhaltsverzeichnis: Die 10 wichtigsten Fragen zu L-Tyrosin
- Was ist L-Tyrosin – und warum ist es für unser Gehirn so wichtig?
- Wie funktioniert L-Tyrosin im Körper – besonders bei Stress und geistiger Belastung?
- Was genau hat L-Tyrosin mit Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin zu tun?
- Kann L-Tyrosin wirklich die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern?
- Hilft L-Tyrosin bei Stimmungsschwankungen, mentaler Erschöpfung oder sogar Depressionen?
- Wann und wie sollte man L-Tyrosin einnehmen – morgens, vor dem Training oder bei Stress?
- Wie hoch sollte die Dosierung von L-Tyrosin sein – und gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
- Was ist der Unterschied zwischen L-Tyrosin und Acetyl-L-Tyrosin – und was ist besser?
- Gibt es Nebenwirkungen, Risiken oder Wechselwirkungen mit Medikamenten?
- Was sagen Studien über die Wirkung von L-Tyrosin – Mythos oder echte Hilfe für Fokus und Leistung?
1. Was ist L-Tyrosin – und warum ist es für unser Gehirn so wichtig?
L-Tyrosin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, was bedeutet: Dein Körper kann sie selbst herstellen – vorausgesetzt, er bekommt genug von der Aminosäure Phenylalanin, aus der Tyrosin gebildet wird. Tyrosin steckt aber auch ganz direkt in vielen Lebensmitteln, zum Beispiel in Käse, Fleisch, Fisch, Eiern, Hülsenfrüchten und Erdnüssen.
So weit, so unspektakulär? Falsch gedacht.
Denn was L-Tyrosin so spannend macht, ist seine Rolle als Rohstoff für verschiedene Neurotransmitter, also Botenstoffe im Gehirn. Ohne Tyrosin gäbe es weder Dopamin, noch Adrenalin, noch Noradrenalin – und damit auch keine Motivation, kein Antrieb, keine Reaktion auf Gefahrensituationen und vor allem: kein innerer Fokus.
Ein Mangel an Tyrosin (zum Beispiel durch chronischen Stress, Diät oder bestimmte Erkrankungen) kann sich daher auch auf die kognitive Leistung und das emotionale Gleichgewicht auswirken. Der Körper hat dann weniger Baumaterial, um wichtige Reaktionen aufrechtzuerhalten – und das kann sich bemerkbar machen in Form von Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder mentaler Erschöpfung.
Man könnte also sagen: L-Tyrosin ist das Holz, aus dem dein Gehirn Feuer macht – jedenfalls, wenn es um Konzentration, Wachheit und Stressreaktionen geht.
2. Wie funktioniert L-Tyrosin im Körper – besonders bei Stress und geistiger Belastung?
Wenn du dich schon einmal richtig gestresst, überfordert oder einfach leer gefühlt hast, dann hast du vielleicht instinktiv zu Kaffee, Zucker oder einem schnellen Spaziergang gegriffen. Das Problem dabei: All das kurbelt kurzfristig dein System an – aber füllt die inneren Speicher nicht wieder auf.
Hier kommt L-Tyrosin ins Spiel – denn es wirkt nicht wie ein Stimulans, sondern wie Nachschub für ein erschöpftes System.
Unter Stress verbraucht dein Körper mehr Katecholamine, also Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Diese Botenstoffe helfen dir, wach und leistungsfähig zu bleiben, deine Aufmerksamkeit zu bündeln, Bedrohungen zu erkennen und zielgerichtet zu handeln. Aber sie sind nicht unbegrenzt verfügbar – und bei langanhaltendem Stress sinkt ihre Konzentration im Gehirn.
Die Idee hinter L-Tyrosin-Supplementen ist daher simpel, aber schlau:
Wenn du dem Körper gezielt Tyrosin gibst, erhöhst du die Verfügbarkeit der Bausteine für diese Neurotransmitter.
Das kann helfen, bei geistiger oder körperlicher Belastung länger leistungsfähig und konzentriert zu bleiben, ohne direkt in die mentale Erschöpfung zu rutschen.
Besonders spannend ist das in Situationen wie:
- Prüfungsvorbereitung oder mentale Dauerbelastung
- Nachtschichten oder Jetlag
- Sportlicher Höchstleistung unter Zeitdruck
- Kaloriendefizit (z. B. in einer Diät)
In solchen Momenten zeigt L-Tyrosin oft seine stärkste Wirkung – nicht als Aufputschmittel, sondern als systemische Unterstützung.
3. Was genau hat L-Tyrosin mit Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin zu tun?
L-Tyrosin ist biochemisch gesehen der erste Dominostein in einer Kette, die am Ende zu den wichtigsten Neurotransmittern deines Nervensystems führt.
Die vereinfachte Umwandlung sieht so aus:
L-Tyrosin → L-DOPA → Dopamin → Noradrenalin → Adrenalin
Diese Umwandlungsprozesse finden hauptsächlich im Gehirn und im Nebennierenmark statt. Jede Stufe ist dabei abhängig von Enzymen, Co-Faktoren (z. B. Vitamin B6, Kupfer, Eisen) und – natürlich – ausreichend Rohmaterial.
Dopamin ist in diesem Zusammenhang besonders bekannt, da es mit Motivation, Belohnung, Lernfähigkeit und Antrieb in Verbindung steht. Wenn du dich über ein Erfolgserlebnis freust oder einen kreativen Flow erlebst, ist fast immer Dopamin beteiligt.
Noradrenalin und Adrenalin hingegen sind Stresshormone, die dich in Alarmbereitschaft versetzen. Sie erhöhen den Blutdruck, beschleunigen den Puls, fördern die Reaktionsgeschwindigkeit – und machen dich bereit für „Kampf oder Flucht“. In moderater Dosis sind sie extrem hilfreich, in chronischer Dauerfeuerung jedoch belastend.
Interessant:
In Situationen, in denen der Bedarf an diesen Neurotransmittern besonders hoch ist (z. B. Stress, Schlafmangel, Hunger, Kälte), sinken deren Konzentrationen messbar – es sei denn, der Körper bekommt ausreichend L-Tyrosin.
Studien an Soldaten, Piloten und Schülern unter Extrembelastung zeigten, dass Tyrosin-Gabe die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit erhalten kann, selbst unter hoher Beanspruchung. Der Grund: Die Synthese von Dopamin und Noradrenalin bleibt stabil – dank Tyrosin.
4. Kann L-Tyrosin wirklich die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern?
Kurz gesagt: Ja – aber es kommt auf den Kontext an.
L-Tyrosin wirkt nicht wie Koffein oder Ritalin – es pusht nicht direkt, sondern stellt die Bausteine bereit, aus denen dein Gehirn selbst Fokus und Leistung produziert.
Seine Wirkung entfaltet sich also besonders dann, wenn dein System unterversorgt oder gefordert ist.
Beispiele, in denen L-Tyrosin laut Studien helfen kann:
- Stresssituationen wie Prüfungen, Überstunden, Wettkämpfe
- Multitasking, z. B. Arbeiten unter Zeitdruck
- Schlafmangel oder Jetlag, wo die Konzentration sonst nachlässt
- Diäten, in denen weniger Dopamin produziert wird (z. B. bei Kohlenhydratmangel)
Einige klinische Studien belegen den Nutzen:
Studie | Ergebnis |
---|---|
Deijen et al. (1999) | Tyrosin verbesserte Leistung bei Schlafmangel (18 Stunden wach) |
Thomas et al. (1999) | Soldaten unter Kälte-Stress blieben mit Tyrosin länger aufmerksam |
Jongkees et al. (2015, Review) | Kognitive Verbesserung unter Stress – vor allem bei komplexen Aufgaben |
!!Wichtig: Wenn du fit, satt und ausgeruht bist, wird Tyrosin kaum spürbar wirken. Aber unter Belastung entfaltet es sein Potenzial. Bei mir wirkt es aber fast immer…
5. Hilft L-Tyrosin bei Stimmungsschwankungen, mentaler Erschöpfung oder sogar Depressionen?
Die Antwort ist etwas differenzierter:
L-Tyrosin kann helfen – aber es ist kein Antidepressivum.
Weil Tyrosin die Vorstufe von Dopamin ist, liegt der Gedanke nahe, dass es bei niedriger Stimmung oder Antriebslosigkeit helfen könnte. Und tatsächlich: In manchen Fällen wirkt es wie ein sanfter Stimmungsaufheller – besonders, wenn:
- die Niedergeschlagenheit mit Stress oder Überforderung zusammenhängt
- ein kurzfristiger mentaler Durchhänger besteht
- jemand sich erschöpft, leer oder reizbar fühlt, aber nicht krank ist
In echten klinischen Depressionen sieht das anders aus. Hier sind oft komplexere biochemische Prozesse beteiligt (z. B. Serotonin-Mangel, Entzündungen, neuronale Dysregulation), auf die Tyrosin nur bedingt Einfluss hat.
Dazu ein Beispiel:
Eine Studie von Gelenberg et al. (1982) untersuchte L-Tyrosin bei Depressionen – und kam zu dem Ergebnis:
Keine signifikante Wirkung gegenüber Placebo.
Ausnahme: Patienten mit sehr niedrigem Dopaminstatus könnten profitieren.
Was L-Tyrosin jedoch kann, ist „mentale Müdigkeit“ abdämpfen. Das betrifft Menschen mit:
- Burnout-Vorstufen
- Erschöpfung durch Arbeit, Schule, Schichtdienst
- oder Hirnnebel („Brain Fog“) bei zu wenig Schlaf
💡 Kurzum: Kein Wundermittel für psychische Erkrankungen – aber ein smarter Baustein gegen stressbedingte Tiefs.
6. Wann und wie sollte man L-Tyrosin einnehmen – morgens, vor dem Training oder bei Stress?
Die Wirkung von Tyrosin ist zeitlich abhängig – und auch von dem, was du drumherum isst.
Denn: L-Tyrosin konkurriert im Darm und im Gehirn mit anderen Aminosäuren. Besonders eiweißreiche Mahlzeiten können die Aufnahme hemmen.
Bester Einnahmezeitpunkt:
Auf nüchternen Magen – mindestens 30 Minuten vor einer mentalen oder körperlichen Herausforderung.
Hier einige sinnvolle Anwendungsbeispiele:
Ziel / Anlass | Zeitpunkt der Einnahme | Dosierung (typisch) |
---|---|---|
Frühstart / Jetlag | Direkt nach dem Aufstehen, nüchtern | 500–1000 mg |
Prüfung, Klausur, Vortrag | Ca. 30–60 Minuten vorher | 1000–2000 mg |
Stressiger Arbeitstag | Morgens oder vor schwierigen Meetings | 500–1500 mg |
Training mit Fokus | 30 Minuten vor dem Workout | 500–1500 mg |
Diät (Low Carb, Defizit) | Täglich morgens, evtl. zusätzlich vor Sport | 500–1000 mg |
Wichtig:
- L-Tyrosin nicht gleichzeitig mit eiweißreicher Mahlzeit einnehmen (z. B. kein Whey-Shake direkt dazu).
- Viel trinken – die Aufnahme profitiert von Wasser.
- Wer empfindlich auf Stimulanzien reagiert, sollte mit niedriger Dosis starten.
In Kombination mit Vitamin B6 und Kupfer wirkt Tyrosin besonders effizient, da diese Nährstoffe für die Umwandlung in Dopamin & Co. notwendig sind.
. Wie hoch sollte die Dosierung von L-Tyrosin sein – und gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Die optimale L-Tyrosin-Dosis hängt von mehreren Faktoren ab:
Körpergewicht, Stresslevel, Zielsetzung, Ernährung – und auch ein wenig von der individuellen Reaktion.
Im Alltag zeigt sich: Die meisten Menschen profitieren bereits von 500–2000 mg pro Einnahme, in besonderen Fällen auch bis zu 3000 mg.
Dosierung nach Zielsetzung:
Ziel / Anwendung | Typische Dosisbereich |
---|---|
Leichter Fokus-Boost | 500–1000 mg |
Intensive geistige Belastung | 1000–2000 mg |
Sportlicher Einsatz / Training | 1000–1500 mg |
Schlafmangel / Jetlag | 1500–2000 mg |
In Kombination mit Koffein | Eher niedriger dosieren (500 mg) |
Viele Nutzer:innen berichten, dass sie L-Tyrosin besser vertragen, wenn sie die Dosis auf zwei Portionen aufteilen – z. B. 1000 mg morgens und 1000 mg vor der Belastung.
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?
Theoretisch nicht – Männer und Frauen verstoffwechseln L-Tyrosin ähnlich.
Allerdings zeigt sich in Studien, dass Frauen empfindlicher auf Dopamin-Schwankungen reagieren, besonders im Zyklus (z. B. in der Lutealphase). In solchen Phasen kann Tyrosin helfen, aber auch zu Unruhe oder Schlafproblemen führen, wenn zu spät oder zu hoch dosiert.
Fazit: Nicht das Geschlecht ist entscheidend, sondern Körpergewicht, Timing und Reaktion. Wer sich rantasten will, beginnt mit 500 mg – und testet.
8. Was ist der Unterschied zwischen L-Tyrosin und Acetyl-L-Tyrosin – und was ist besser?
Wenn du Supplements recherchierst, stößt du schnell auf zwei Formen:
- L-Tyrosin (Standardform)
- Acetyl-L-Tyrosin (ALCAR, besser löslich)
Beide haben den gleichen Grundbaustein – aber sie unterscheiden sich in ihrer Verarbeitung und Bioverfügbarkeit.
Vergleichskriterium | L-Tyrosin | Acetyl-L-Tyrosin (NALT) |
---|---|---|
Löslichkeit in Wasser | Mäßig | Sehr gut |
Aufnahme im Darm | Etwas langsamer | Schneller |
Umwandlung zu Tyrosin | Direkt aktiv | Muss erst de-acetyliert werden |
Einsatz im Gehirn | Belegt | Weniger gut untersucht |
Preis | Günstig | Teurer |
Was ist nun besser?
- L-Tyrosin ist die besser untersuchte Form, wirkt zuverlässig und direkt.
- Acetyl-L-Tyrosin wird oft beworben als „schneller“ oder „effektiver“, aber Studienlage ist dünn.
- Viele User:innen empfinden NALT als „sanfter“, L-Tyrosin dagegen als stärker spürbar – vor allem bei Müdigkeit oder mentaler Erschöpfung.
Empfehlung: Wer sich auf Studienlage verlassen will, bleibt bei L-Tyrosin. Wer etwas experimentierfreudig ist oder Probleme mit Magen/Darm hat, kann NALT ausprobieren.
9. Gibt es Nebenwirkungen, Risiken oder Wechselwirkungen mit Medikamenten?
L-Tyrosin gilt allgemein als sicher und gut verträglich, wenn es in üblichen Mengen eingenommen wird. Doch wie bei jeder Substanz kann es – vor allem bei falscher Anwendung oder zu hoher Dosierung – zu Problemen kommen.
Mögliche Nebenwirkungen:
- Innere Unruhe, Nervosität (vor allem bei zu viel oder in Kombination mit Koffein)
- Schlafprobleme, wenn abends eingenommen
- Kopfschmerzen, Herzklopfen (selten, meist bei >3000 mg)
- Magenreizungen, wenn auf nüchternen Magen schlecht vertragen
Vorsicht bei bestimmten Erkrankungen oder Medikamenten:
Risiko / Wechselwirkung | Erklärung |
---|---|
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) | Tyrosin ist Vorstufe für Schilddrüsenhormone |
MAO-Hemmer / Antidepressiva | Gefahr von zu viel Dopamin / Noradrenalin → hypertensiv |
Stimulanzien wie Ritalin / Amphetamine | Verstärkte Wirkung möglich (Unruhe, Herzrasen) |
Bluthochdruck-Patient:innen | Vorsicht bei hohen Dosen oder zusätzlichem Koffein |
Bei Unsicherheiten, chronischen Erkrankungen oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme sollte immer vorher ärztlich Rücksprache gehalten werden.
10. Was sagen Studien über die Wirkung von L-Tyrosin – Mythos oder echte Hilfe für Fokus und Leistung?
Die Studienlage zu L-Tyrosin ist überraschend solide – besonders im Zusammenhang mit kognitiver Leistungsfähigkeit unter Stress. Das bedeutet:
Tyrosin wirkt nicht „einfach so“, sondern vor allem dann, wenn dein Gehirn unter Druck steht.
Schauen wir uns die wichtigsten Erkenntnisse etwas strukturierter an:
1. Tyrosin und mentale Leistung bei Schlafmangel
Eine der bekanntesten und am häufigsten zitierten Studien stammt von Deijen et al. (1999).
Sie untersuchten Menschen, die über 18 Stunden wach waren, also in einem Zustand reduzierter kognitiver Leistung. Das Ergebnis:
Teilnehmer, die L-Tyrosin erhielten, konnten sich besser konzentrieren, schneller reagieren und länger wachsam bleiben als die Placebo-Gruppe.
Schlussfolgerung: L-Tyrosin kann unter Schlafmangel die Leistungsfähigkeit erhalten – aber nicht steigern, wenn man bereits ausgeruht ist.
2. Tyrosin bei Stress durch Kälte, Lärm oder hoher Informationsdichte
Eine militärisch orientierte Studie von Thomas et al. (1999) testete Soldaten unter extremen Bedingungen (Kälte, Schlafentzug, Lärm, Dauerstress).
Auch hier zeigte sich: Mit Tyrosin blieben die Soldaten geistig stabiler, machten weniger Fehler und berichteten von mehr innerer Ruhe unter Druck.
Weitere Studien aus dem militärischen Bereich (z. B. Banderet & Lieberman, 1989) bestätigen: Tyrosin wirkt besonders dann, wenn viele Stressoren gleichzeitig auftreten – z. B. Hitze + Schlafentzug + hohe kognitive Anforderungen.
3. Systematische Reviews: Was sagen Übersichtsarbeiten?
Ein Review von Jongkees et al. (2015) wertete mehrere Tyrosin-Studien aus. Ergebnis:
- Positive Effekte auf Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis,
- vor allem bei hoher mentaler Belastung,
- keine spürbare Wirkung bei gut ausgeruhten, nicht gestressten Personen.
Auch eine Meta-Analyse von Mahoney et al. (2007) kommt zu einem klaren Fazit:
Tyrosin ist kein „Brain Booster“ für jeden Tag, aber ein sinnvoller Helfer bei:
- akutem Stress,
- Multitasking-Anforderungen,
- kognitiv ermüdenden Situationen.
4. Stimmungsaufhellung, Depressionen oder emotionale Effekte?
Die Studienlage hierzu ist weniger überzeugend. Eine frühe Studie von Gelenberg et al. (1982) prüfte L-Tyrosin als Antidepressivum – und kam zu keinem signifikanten Ergebnis gegenüber Placebo.
Spätere Untersuchungen deuten jedoch an:
Bei Subgruppen mit niedrigem Dopamin-Spiegel (z. B. durch Diät, Schlafmangel, Erschöpfung) kann Tyrosin das emotionale Wohlbefinden leicht verbessern.
Aber: Keine Studie zeigt eine zuverlässige Wirkung bei echten klinischen Depressionen.
5. Tyrosin im Sport – Fokus oder Placebo?
Auch im Sportbereich gibt es interessante Ergebnisse. In einer Studie von Tumilty et al. (2011) zeigten Radsportler bei Hitze und Ausdauerbelastung eine bessere Reaktionszeit und höhere mentale Wachheit nach Tyrosin-Gabe.
Jedoch: Die körperliche Leistungsfähigkeit (z. B. Kraft oder VO₂max) wurde nicht verbessert – nur die mentale Frische während der Belastung.
Fazit zur Studienlage
Anwendungsbereich | Studienlage | Fazit |
---|---|---|
Konzentration unter Stress | Gut belegt | Wirkung in fordernden Situationen klar |
Schlafmangel, Jetlag | Gut belegt | Tyrosin erhält Leistung und Fokus |
Sport (mental) | Solide Hinweise | Wachheit ↑, Leistung = |
Depressive Verstimmungen | Schwach belegt | Eher bei Erschöpfung als Depression |
Normale Alltagssituation | Wenig Effekt | Bei voller Energie kaum Wirkung |
Zusammengefasst:
L-Tyrosin ist kein Zauberstoff – aber ein echter Performance-Supporter, wenn dein System am Limit läuft.
Studien zeigen: Unter Stress, Schlafmangel oder mentaler Überforderung kann Tyrosin Wachheit, Fokus und Stabilität erhöhen. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
L-Tyrosin – wenn dein Gehirn Nachschub braucht
L-Tyrosin ist kein Hype-Supplement, das dir Superkräfte verleiht. Es ist vielmehr wie ein stiller Helfer im Hintergrund – der genau dann zur Stelle ist, wenn dein System an seine Grenzen stößt.
Ob bei geistiger Dauerbelastung, akutem Stress, Schlafmangel oder Diät – dein Gehirn braucht Rohstoffe, um fokussiert und leistungsfähig zu bleiben. Und genau hier zeigt Tyrosin, was es kann.
Was du aus diesem Artikel mitnehmen solltest:
- Tyrosin ist die Vorstufe für Dopamin, Adrenalin & Co. – und spielt daher eine Schlüsselrolle für Konzentration, Motivation und Reaktion auf Stress.
- Seine Wirkung entfaltet sich vor allem unter Druck – nicht im entspannten Feierabendmodus.
- Studien belegen eine verbesserte kognitive Leistung bei Stress, Schlafmangel und Informationsflut.
- Nebenwirkungen sind selten, aber wer Medikamente nimmt oder an einer Erkrankung leidet, sollte vorsichtig sein.
- Als Supplement ist es am effektivsten auf nüchternen Magen und in belastenden Situationen – nicht unbedingt jeden Tag auf Vorrat.
Wer also nicht auf den nächsten Espresso setzen will, sondern das System von innen stabilisieren möchte, hat mit L-Tyrosin eine clevere Option im Supplement-Baukasten.
Quellen (ohne Links, aber gut auffindbar):
- Deijen, J. B., et al. (1999). Tyrosine improves cognitive performance under stress.
- Thomas, J. R., et al. (1999). Effects of tyrosine on cognitive task performance under cold exposure.
- Banderet, L. E., & Lieberman, H. R. (1989). Treatment with tyrosine: effects on stress, performance and mood.
- Jongkees, B. J., et al. (2015). The influence of tyrosine on cognitive performance: a review.
- Mahoney, C. R., et al. (2007). Tyrosine supplementation mitigates performance decrements during sleep deprivation.
- Tumilty, L., et al. (2011). Effect of acute tyrosine supplementation on cognitive and physical performance during exercise in the heat.
- Gelenberg, A. J., et al. (1982). L-Tyrosine treatment of depression: a clinical trial.
Interessant zu erwähnen, auch Huberman hat ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich. Er beschreibt einen Crash nach Wirkungsnachlass und das würde ich auch so beschreiben. Aber am besten macht ihr eure Erfahrung: Hier das Video dazu: Developing a Rational Approach to Supplementation for Health & Performance | Huberman Lab Podcast